Im SEPA-Zahlungsverkehr wurde für Überweisungen und Lastschriften bereits 2009 der moderne ISO-Standard 20022 festgelegt und damit im europäischen Zahlungsraum auf XML als verbindliches Dateiformat gesetzt. Als Grundlage für alle SEPA-Nachrichten dient derzeit noch die Norm aus dem Jahr 2009. Das European Payment Council (EPC) hat mit der Veröffentlichung des Rulebooks im Mai 2022 die Einführung der Version 2019 für November 2023 verbindlich definiert. Es bleibt also nicht mehr viel Zeit für die große Veränderung, die dieses Update mit sich bringt!
Harmonisierung der Zahlungssysteme - die nächsten Schritte
Das Jahr 2022 bringt die Vereinheitlichung der Kommunikationsformate im europäischen und internationalen Zahlungsverkehr und ermöglicht so die Nutzung der gleichen Nachrichten.
– März 2023: Die Europäische Zentralbank stellt im Rahmen der Target 2 Konsolidierung von ISO 15022 auf ISO 20022 um.
– März 2023: Zeitgleich stellt SWIFT von MT-Nachrichten – ISO 15022 – auf den MX-Standard der 2019er Version von ISO 2022 um.
– November 2023: SEPA-Zahlungen erfolgen dann auch auf Basis von ISO 20022 (Version 2019).
Mit dieser Harmonisierung der Zahlungssysteme sollte auch die Umstellung der Zugänge für Firmen- und Privatkunden sowie anderer interner Banksysteme auf die einheitliche und moderne Norm ISO 20022 einhergehen. In über zwei Jahrzenten Bankenberatung haben wir von der finius häufig erlebt (und erleben es bis heute), dass solche Umstellungen „auf später“ verschoben werden (müssen) und Konverter-Lösungen zur Anwendung kommen, um die nun unterschiedlichen Welten miteinander zu verbinden. So führt z.B. die noch immer anzutreffende Nutzung des bereits 2014 abgeschafften DTA-Standards gerne zu Informationsverlusten und wenig effizienten Prozessen. Wir verstehen, dass die Wettbewerbskräfte des Marktumfeldes in der Priorisierung Vorrang haben und Systeme zunächst dort angepasst werden, wo es politik-, markt- oder gesetzesgetrieben erforderlich ist. Doch mit fortschreitender Technologieentwicklung kommen Konverter-Lösungen bald an ihre Grenzen. Bauen Sie deshalb auch intern technische Schulden ab und nutzen Sie die Vorteile der Vereinfachung, die Ihnen ISO 20022 bringt!
Was bedeutet die 2019-Version der ISO 20022 für den SEPA-Standard konkret?
Dadurch, dass SEPA bereits seit 2009 im XML-Format abgewickelt wird, ergibt sich für Banken aus der neuen Version der ISO 20022 „nur“ die Pflicht die Datenstruktur an die neuen Richtlinien anzupassen und Inhalte zu ergänzen bzw. detaillierter darzustellen. Was sich hier kurz in einem Satz zusammenfassen lässt, bedeutet für die Banken einen enormen Aufwand! Dieser lässt sich anhand weniger Beispiele verdeutlichen:
Bisher bestand beispielweise die Adressangabe aus zwei nicht näher differenzierten Adresszeilen. Im neuen Standard wird die Adresse in getrennten Felder für Vorname, Namen, Straße, Ort etc. angegeben. Sämtliche Systeme der Bank müssen in der Lage sein diese Daten entgegennehmen und verarbeiten zu können.
Auch der Verwendungszweck als ein wichtiges Element der Zuordnung von Zahlungen bei Kunden und innerhalb der Bank wird sich durch die Umstellung auf die Version 2019 der ISO 20022 verändern. Dabei nicht zu vernachlässigen ist die Prüfung, ob der veränderte Verwendungszweck beispielsweise noch auf Kontoauszügen darstellbar ist oder ob auch hier Systemumstellungen nötig werden.
Darüber hinaus kommen neue Felder und Angaben hinzu. So wie beispielsweise das Feld für den Legal Entity Identifier (LEI), welcher zusätzlich noch unterschiedlichen Regularien unterworfen ist. Denn obwohl Target 2 bzw. SWIFT und SEPA mit der 2019er Version der ISO 20022 die gleiche Norm zugrunde liegt, sind die Vorgaben zum LEI unterschiedlich. Während SEPA dieses Feld nur optional vorsieht, ist es in anderen Bereichen des internationalen Zahlungsverkehrs eine Pflichtangabe.
Umstellung von SEPA auf die neue Version von ISO 20022 wird anspruchsvoll
Bei der Umstellung für Target 2 und SWIFT gehen wir von der finius davon aus, dass aufgrund der unmittelbar bevorstehenden verbindlichen Markteinführung alle Marktteilnehmer die Vorbereitungen und Tests, im besten Falle erfolgreich, abgeschlossen haben.
Bei SEPA dürften die Arbeiten hingegen noch laufen. Denn anders als bei Target 2 und SWIFT, deren Schwerpunkte im Individual- und Großbetragszahlungsverkehr liegen, wird SEPA für die Abwicklung des Massenzahlungsverkehrs der Bankkunden in EURO genutzt. Damit rücken z.B. die Verarbeitung von Kundendaten via Online-Banking und Banking-Apps oder die Einreichung von Massendateien der Unternehmenskunden für z.B. Gehaltszahlungen etc. in den Fokus. Um die Kundenzufriedenheit beizubehalten, Medienbrüche durch System-Ineffizienz zu vermeiden und damit das Tagesgeschäft einer jeden Geschäftsbank zu sichern, ist eine belastbare System-Umstellung demnach zwingend erforderlich.
ISO 20022 trifft auch die Peripherie-Systeme im SEPA-Zahlungsverkehr
Die Umstellung bei SEPA trifft somit nicht nur die Zahlungsverkehrssysteme, sondern auch die vor- und nachgelagerten Systeme in den Banken:
– Das Onlinebanking / Banking-Apps
– Die Buchungssysteme
– Die Darstellung der Kontoinformationen
– Die Schnittstellen angebundener ERP-Systeme von Firmen-Kunden
– Die Mechanismen der Fraud-, Embargo- und Prüfung nach Geldtransferverordnung (GTVO)
Wir empfehlen daher dringend sämtliche Systeme zu analysieren und den Blick dabei auch auf die nicht direkt mit dem Zahlungsverkehr in Zusammenhang stehenden Systeme zu richten. Die Faustregel: Überall, wo eine Buchung stattfindet und Informationen aus einer Zahlung einfließen, sind Änderungen durch ISO 20022 sehr wahrscheinlich!
Mit der ISO 20022 und viel Arbeit hin zur Globalisierung
Von Singapur über die Schweiz bis in die USA wird mit der ISO 20022 bald eine einheitliche Sprache im Zahlungsverkehr gesprochen. Ob für Zahlungen via SWIFT, Target 2 oder über den für uns im Europäischen Wirtschaftsraum relevantesten SEPA-Standard – durch ISO 20022 wird der globale Zahlungsverkehr technisch auf eine gemeinsame Ebene gehoben.
Die Harmonisierung der Zahlungsverkehrssysteme, die Konkretisierung bestehender Felder im SEPA-Standard sowie die Hinzunahme neuer Felder machen Informationen transparenter und leichter zuordbar, wodurch sie wiederum automatisierter zu verarbeiten sind und Banken damit effizienter arbeiten können. Gerade mit Blick auf banken-relevante Kennzahlen wie die Cost-Income-Ratio schafft die neue Effizienz definitiv neue Erfolgspotenziale.
Perspektivisch betrachtet ermöglicht die Skalierbarkeit der neuen Informationen den Bankhäusern eigene Produkte zielgerichteter bei ihren Kunden zu platzieren. So könnten dem neuen dynamischen Verwendungszweck künftig Informationen über den Zahler entnommen werden, die unter Berücksichtigung des Datenschutzes für personalisiertes Marketing und individualisierten Direktvertrieb genutzt werden können.
Last-Minute-Check für die Umsetzung der ISO 20022
Wir von der finius sind mit über 20 Jahren Erfahrung ein auf Business und IT spezialisiertes Beratungshaus und beschäftigen Spezialisten mit langjähriger Expertise im europäischen SEPA-Standard sowie SEPA-kundige Test-Experten. Mit unserem Knowhow rund um Zahlungsverkehr, IT-Infrastrukturen, Business Analyse und Test-Management können wir Sie bei der Umsetzung der ISO 20022 unterstützen.
Setzen Sie auf unsere Business Analyse, die Ihnen schnell einen detaillierten Überblick über Ihre Systemlandschaft verschafft und Ihnen die sich aus ISO 20022 ergebenden Änderungsanforderungen herausarbeitet. Die zeitlichen und technischen Möglichkeiten werden im nächsten Schritt gemeinsam mit Ihnen abgestimmt und der Change-Prozess über alle Ebenen von unseren Projektmanagern begleitet. Ein qualifiziertes Testing rundet die exzellenten Ergebnisse ab und macht Ihre Systeme fit für die Marktreife.
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