Der Digitale Euro als digitales Bargeld
Während Kryptowährungen eher als Spekulationsobjekt und Anlageform konzipiert sind, soll der Digitale Euro als ein vertrauenswürdiges Zahlungsmittel für alle Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen und Institutionen dienen. Im Gegensatz zu Kryptowährungen wie Bitcoins, die komplett volatil sind oder Stablecoins, die sich zumindest theoretisch an Fiat-Währungen orientieren, sind digitale Währungen tatsächlich digitalisiertes Bargeld, also digitales Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, CBDC) und stellen so eine Ergänzung zum bisherigen Fiat-Geld dar. Der Unterschied zwischen dem Digitalen Euro und den Kryptowährungen, die an nicht regulierten Börsen gehandelt werden, ist demnach auch die relative Kursstabilität innerhalb der üblichen Währungskörbe. Während Kryptowährungen ständigen Kursschwankungen und dem Plattformrisiko unterworfen sind, ist ein Digitaler Euro immer einen Euro wert – lediglich der Wechselkurs zu anderen Währungen muss berücksichtigt werden.
Der Digitale Euro – vertrauensvolle Währung in sicherem Wallet
FINIUS Info-Serie Teil 1 - Der Digitale Euro kommt, aber wie?
Anmerkung der Redaktion: Die EZB hat Anfang März 2023 ein Update zu den geplanten Details rund um den Digitalen Euro bekanntgegeben. Die Inhalte dieses Updates lesen Sie kompakt zusammengefasst im zweiten Teil unserer Info-Serie.
China hat es vorgemacht: Der Digitale Yu oder auch E-Yuan als staatlich abgesichertes Zahlungsmittel ist auf dem internationalen Finanzmarkt verfügbar. Und auch die USA planen bereits die Einführung einer eigenen digitalen Währung. Um die globale Wettbewerbsfähigkeit Europas und damit die Zukunft der Eurozone zu gewährleisten, arbeitet die EZB an einem Gegengewicht – dem Digitalen Euro. Dieser soll planmäßig im Jahr 2026 flächendeckend ausgerollt werden.
Momentan werden zwei Varianten des Wallets diskutiert: die Inhaberversion und die Kontoversion. Bei beiden Varianten liegt digitales Geld in anonymisierter Form in der eigenen digitalen Geldbörse. Bei der Inhaberversion zahlt die EZB das Zentralbankgeld direkt in das bei ihr gehostete Wallet ein. Bei der Kontoversion würde die EZB den Banken Digitale Euros zur Verfügung stellen, welche diese dann an ihre Kunden ausgeben. Das Wallet würde durch den Kunden dann mittels Online-Banking oder über den Geldautomaten befüllt werden können.
Und wo ist der Unterschied zu den schon heute existierenden Wallets? Bei einem Wallet von GooglePay, AmazonPay usw. ist immer ein Dienstleister/ Provider mit im Spiel, bei dem der Zahlende einen Account angelegt haben muss. Dieser ist wiederum mit einem Bankkonto oder einer Kreditkarte verbunden. Hier werden also vertrauliche Daten bei einem externen Anbieter hinterlegt und nebenbei eine lange Prozesskette erzeugt. Für den Unternehmer bzw. Händler, der Bezahllösungen wie PayPal und Co. anbietet, fallen für jeden Umsatz Gebühren an. Der Digitale Euro, als virtuelles Bargeld, hat keinen Provider nötig, was die Prozessketten erheblich verkürzt und damit Kosten reduziert. Da wohl dieselben Bezahlsysteme auch für den Digitalen Euro genutzt werden können, verstärken sich die genannten positiven Effekte zusätzlich. Welche Prozesskosten in welcher Höhe durch die Bereitstellung und Nutzung des Digitalen Euros dennoch anfallen werden, bleibt bisher noch offen.
Ebenso bleibt abzuwarten, welche Obergrenze das Wallet haben wird. Bislang kursiert ein Betrag in Höhe von 3.000 Euro.
Der Digitale Euro – ein Gewinn für die Industrie
Gerade mit Blick auf Industrie 4.0 dürfte die Einführung des Digitalen Euro die industriellen Unternehmen freuen! Denn die Programmierbarkeit von Geld wird durch vollautomatisierte, von Maschinen ausgelöste Zahlungen (M2X-Payments) immer wichtiger. Der Digitale Euro unterstützt die elektronischen Liefer- und Prozessketten und macht sogar das Zahlen von Kleinstbeträgen über Bruchteile von Cents sicher und vor allem preiswert möglich. Theoretisch ist dies schon mit den heutigen Zahlungssystemen durchführbar, doch auch Partikelbeträge summieren sich zu Großbeträgen, weshalb die Sicherheit einer Währung für Unternehmen eben eine besonders große Rolle spielt. Trotz Wallet-Obergrenze kann die Industrie die Vorteile des Digitalen Euro nutzen. Sind es doch gerade die Kleinstzahlungen, die in Relation zu ihrer geringen Höhe sehr hohe Prozesskosten verursachen!
Der Digitale Euro – ein großer Schritt in Richtung Smart Future
Der Digitale Euro wird sukzessive Einzug in sämtliches unternehmerisches Handeln nehmen und ebenso unseren privaten Umgang mit Bargeld maßgeblich verändern. So wird z.B. auch der Dienstleistungssektor von den verkürzten Zahlungsprozessen und Prozesskostenersparnissen profitieren: Dienstleister, die mit ihren Vertragspartnern Rahmenverträge geschlossen haben und über ein ERP-System mit ihrem Auftraggeber verbunden sind, können beispielsweise im Falle bedarfsbezogener Zusatzleistungen schneller individuell und Cent-genau abgerechnet werden.
Dieser Gedanke lässt sich auch in den privaten Bereich übertragen und führt unsere Gesellschaft wieder ein Stück näher an die Vision von “Smart Life” heran. Namhafte deutsche Automobilhersteller testen bereits heute die Verknüpfung des privaten PKW mit einem Wallet, mit welchem die Zapfsäule der Tankstelle den Bezahlvorgang ohne menschliches Zutun abwickelt. Eine lange Liste von weiteren Beispielen ließe sich fortsetzen. Was dem Ganzen jedoch vorausgesetzt werden muss, ist das Vertrauen in die digitale Währung. Ein wesentliches Akzeptanzkriterium, welches der zentralbank-gesteuerte Digitale Euro erfüllen muss.
Unser Fazit: Wappnen Sie sich für den Digitalen Euro
Unsere Zahlungsverkehrsexperten schätzen die Einführung des Digitalen Euro nicht nur als realistisch, sondern auch als unbedingt notwendig ein. Die Digitalisierung des Bargelds ist ein zwingender Schritt, um die Zahlungsprozesse von Unternehmen den mittlerweile voll digitalisierten Produktions-, Liefer- und Prozessketten anzupassen – Kosten runter, Effizienz rauf! Nichtsdestotrotz müssen die Europäische Zentralbank und die Europäische Kommission bis zur Einführung des Digitalen Euro die offenen Punkte noch klären:
– Wie hoch wird die Wallet-Obergrenze?
– Wie wird es technisch umgesetzt, die Anonymität der Bargeldbewegungen im Wallet zu wahren, parallel aber die Informationen über die Herkunft des Bargelds zu gewährleisten, um Geldwäsche zu verhindern?
– Durch wen wird das Wallet geführt: Geschäftsbank oder EZB?
Gerade letztere offene Frage treibt vor allem die Bankenwelt um. Ohne Einführung einer Obergrenze für das Wallet besteht die Gefahr des „Banken Runs“. Ziehen plötzlich und zu viele Bankkunden ihr Geld von den Hausbanken ab und wandeln es in Zentralbankgeld um (wie bei der Inhaberversion des Wallets vorgesehen), kann dies einen echten Liquiditätsengpass für die Banken bedeuten. Im Falle der Kontoversion der digitalen Geldbörse hingegen ergibt sich für die Hausbanken ein zusätzliches Produkt im Service-Portfolio, was positiv auf die Kundenbindung einzahlen wird. In jedem Fall aber zieht der Digitale Euro eine Anpassung von Geschäftsprozessen und Systemen innerhalb der Bank nach sich. Ein unvermeidlicher Fakt, der Aufwand bedeutet und Stand heute unabsehbare Kosten verursacht.
Um die Einführung des Digitalen Euro reibungslos umzusetzen, braucht es umfassendes Knowhow rund um Zahlungsverkehr, IT-Infrastrukturen, Business Analyse und Test-Management. Verschaffen Sie sich rechtzeitig einen Überblick über Regularien, Kundenanforderungen und technische Möglichkeiten in Ihrem Haus und rechnen Sie genügend Zeit für die Planung und Integration der neuen Abläufe und Software ein.
Die FINIUS hält Sie über alle Entwicklungen zum Digitalen Euro auf dem Laufenden und steht Ihnen auch darüber hinaus beratend zur Verfügung.